Oh ja - einen echte MacGyver-Moment, den hatte ich auch…
Es war im Dezember 2023, genauer am 8. Dezember 2023. Ort: Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, Ruhezone im Deichvorland in der Leybucht, zwischen Greetsiel und Norddeich. Ich war als ehrenamtlicher Nationalparkranger unterwegs, mein hauptamtlicher Kollege war krankheitsbedingt ausgefallen. Für ein Forschungsprojekt war meine Aufgabe, dort den Versuchsaufbau auf Funktion zu checken, besonders installierte Wildkameras zu kontrollieren und deren Akkus zu tauschen. Hört sich nicht sehr anspruchsvoll an, aber die Nordsee und das Wattenmeer im Winter haben es in sich. Es blies ein heftiger, kalter Nordwest, dazwischen kräftige Schneeregen- und Regenschauer. Nun, dagegen hilft entsprechende Kleidung und zumindest eine Richtung auf Hin- und Rückfahrt zum Einsatzort hat man in der Regel auf dem Rad Rückenwind. So auch an diesem Tag. Der Nachteil: man kühlt aus, und zwar relativ schnell. Ich kam also schon ziemlich gefrostet am Ort des Geschehens an und stapfte wacker in gefütterten Gummistiefeln ins Deichvorland, in die Salzwiesen. Das Gelände ist äußerst unwegsam, man muss sehr genau darauf achten wo man hintritt, Nachlässigkeit diesbezüglich führt schon mal zu Sehnenrissen oder Schlimmeren.
Ich kam also nach einem kleinen Fußmarsch an der ersten Kamera an. Alles war soweit okay, sie hatte brav gearbeitet, das, was wir wollten offensichtlich dokumentiert und nun gings ans Akkuwechseln. Das ist bei gutem Wetter und Plusgraden eine Sache von maximal 2 Minuten, aber bei Kälte, Sturm und Regen… Es sind 12 Akkus, die bei den Kameras jeweils zu wechseln sind und das Herausnehmen war kein Problem, denn die Dinger purzelten mir fröhlich vor die Füße und verschwanden praktischerweise auch gleich im hohen Bewuchs. Also Handschuhe aus und suchen. Meine Kommentare sind hier nicht zitierfähig. Nach etwa 10-15 langen Minuten hatte ich alle 12 Akkus beisammen und gefühlt tiefgefrorene rote Finger. Nun also Einsetzen der Austauschakkus. Problem: hinter die Akkus kommt eine kleine Stofflasche, die das Herausnehmen (s. oben) vereinfachen (oder besser beschleunigen, auch s.oben) soll. Das Reinfummeln dieser Stofflasche geriet mir schon nur noch grob, Finger ohne Gefühl sind da sehr unpraktisch. Dann der Hauptakt: Einsetzen der 12 AA-Akkus in der richtigen Reihenfolge und Ausrichtung in die engen Aufnahmefächer: es war schlicht nicht zu machen. Ich stand da wie blöd, meine Finger gehorchten irgendwie nicht meinem Gehirn - ich war verzweifelt! Was tun? Aber genau an diesem Punkt kam mir der Inhalt meiner rechten Arbeitshosentasche in den Sinn: MEIN SWISSTOOL ! Gegriffen, ausgeklappt - und kurze Zeit später hatte die Zange beinahe wie von selbst das Werk vollbracht. Gerettet - und das Projekt gleich mit, denn ich hätte es ohne das Swisstool wirklich nicht hinbekommen. und wir hätten eine Riesenlücke in der Dokumention gehabt.
Seitdem gelte ich gemeinhin als gefühlloser Grobmotoriker, aber das ist mir egal 😉